15.05.2018: Arbeiterbewegung im langen 19. Jahrhundert
Dienstag, 15. Mai 2018 · 18:00 Uhr
Gewerkschaftshaus Nürnberg, 7. OG, Raum 2b + 2c
Im September 1830 kleben an der Nürnberger Stadtmauer Zettel mit aufrührerischen Parolen. In schlechter Orthografie ist hierauf zu lesen: „Theuer Brod, theuer Bier, viel Polizei …. diesz musz alles fort oder Brant und Mord.“ Juli-Revolution und Hungerkrise machen auch vor den Toren der Noris nicht Halt!
Wirtschaftskrise und Hungersnot zwingen Hunderttausende, sich einem bis dahin unbekannten Arbeitsregime zu unterwerfen. Handwerker und Gesellen erleben einen sozialen Abstieg. Immer wieder kommt es zu Aufruhr und Rebellion. Millionen werden aus ihrer Existenz geworfen und bilden das Proletariat. Arbeitervereine entstehen überall – so auch in Nürnberg. Während die Bürger freie Wahlen und Pressefreiheit fordern, wächst die „Angst vor dem Proletariat“. Nach 1848 trennt sich die Arbeiterbewegung vom liberalen Bürgertum, organisiert sich, formuliert ihre eigenen Ziele. Gewerkschaften entstehen, Parteien werden gegründet. Immer bedroht von Verbot und Zerschlagung, ist die Bewegung letztlich nicht aufzuhalten. Ende des Jahrhunderts zählen die Mitglieder ihrer Organisationen Millionen. Endlich erhebt auch die proletarische Frauenbewegung laut ihre Stimme, stellt Forderungen und widersetzt sich Verboten und Repression.
Die Weiterentwicklung von Sozialdemokratie und Gewerkschaften wird bis zum Vorabend des Ersten Weltkrieges verfolgt, begleitet von der Frage: Reformpolitik oder Massenstreik? Wie spiegeln sich die „großen Ereignisse“ im lokalen Geschehen wider? Und welche Formen nahmen Kämpfe und Leben hier vor Ort an?
Referenten:
Nadja Bennewitz · Historikerin
Michael Liebler · Journalist