09.03.2023: Es reicht! Kundgebung am Pflegeheim St. Elisabeth

Pressemitteilung vom 06.03.2023
Aufstehn für die Pflege

Beschäftigte und Unterstützende protestieren gegen untragbare Bedingungen in der privaten Altenpflege

Es reicht! Kundgebung am Pflegeheim St. Elisabeth

 

Altenpflegekräfte protestieren am Donnerstag, 9.3. gemeinsam mit der Gewerkschaft ver.di und weiteren Unterstützenden gegen unzumutbare Bedingungen im zur ALWO-Unternehmensgruppe gehörenden Pflegeheim in Nürnberg-Schweinau.

„Seit Monaten kämpfen die Kolleg*innen des Heimes gegen krasse Unterbesetzung, Mobbing und fehlende Unterstützung durch Vorgesetzte und städtische Stellen. Der Krankenstand ist enorm, gekündigt wird am laufenden Band und diejenigen, die bleiben, erfahren keinen Dank, sondern immer noch mehr Druck, Hetze und Verleumdungen. Schichten, in denen zwei Pflegekräfte bis zu 50 Bewohner*innen versorgen müssen, sind hier leider keine Seltenheit. Außerdem wird der Betriebsrat in seiner Arbeit massiv behindert und schikaniert. Nachdem sie lange auf Verbesserungen gehofft und sich hausintern dafür eingesetzt haben, reicht es den Kolleg*innen jetzt. Sie fordern Respekt und wagen sich an die Öffentlichkeit“, erläuterte Altenpflegefachkraft Tatjana Sambale, Mitglied der Arbeitsgruppe Altenpflege in ver.di Mittelfranken.

Die Betriebsratsvorsitzende der Einrichtung Evangelia Matta setzt sich seit Jahren neben ihrer Arbeit als Pflegekraft für ihre Kolleg*innen ein: „Unsere Arbeitsbedingungen werden einfach immer schlimmer. Wir wollen gut für unsere Bewohner*innen sorgen. Aber wir wollen dabei nicht kaputtgehen. Die Zusammenarbeit mit der Einrichtungsleitung ist sehr schwierig. Wir genehmigen Dienstpläne, die dann einfach nicht umgesetzt werden, sobald Kolleg*innen krank werden. Und wir hören ständig, das eigentliche Problem im Haus sei der Betriebsrat. Das ist doch keine gute Zusammenarbeit! Dabei achten wir nur darauf, dass die Bestimmungen eingehalten werden“, erklärte Matta.

„Erst nach langem Streit mit dem Betriebsrat zeigte sich das Unternehmen bereit, den Kolleg*innen die durch das Tariftreuegesetz vorgeschriebene Lohnerhöhung zu zahlen, aber nicht rückwirkend zum 01.09., wie gesetzlich vorgeschrieben. Auch sollen nicht alle Kolleg*innen von der Lohnerhöhung profitieren. Das ist völlig inakzeptabel. Doch die Beschäftigten sind nicht länger bereit, diese Zustände hinzunehmen. In einer Unterschriftensammlung hat die Mehrheit der anwesenden Beschäftigten dem Betriebsrat den Rücken gestärkt und eine respektvollere Behandlung durch die Arbeitgeberseite eingefordert. Die Situation der Beschäftigten und Bewohner*innen darf nicht länger hingenommen werden, Wegsehen hilft nicht. Auch die Heimaufsicht der Stadt Nürnberg ist hier in der Verantwortung. Anstatt den unverantwortbaren Personalmangel faktisch zu decken sollte sie einen Aufnahmestopp verhängen“, ergänzte ver.di Gewerkschaftssekretär Martin Schmalzbauer.

Auch die Initiative Gesundheit statt Profit unterstützt die Kundgebung: „Im Pflegeheim St. Elisabeth zeigt sich in besonders drastischer Weise, dass die Altenpflege öffentliche Daseinsvorsorge ist und nicht in die Hände privater Konzerne gehört. Es ist nicht hinnehmbar, dass die Interessen der Bewohner*innen und Beschäftigten für private Renditeerwartungen geopfert werden. Von den Aufsichtsbehörden der Stadt Nürnberg fordern wir, sich für eine gute Bewohnerversorgung einzusetzen. Das geht nur mit besseren Arbeitsbedingungen!“ sagte Antje Hauptmann, Mitglied der Initiative und Personalrätin am Klinikum Nürnberg.

Auch der katholische Betriebsseelsorger Kurt Reinelt unterstützt die Beschäftigten der vor der Privatisierung kirchlichen Einrichtung: „In allen Altenheimen sollten angstfreie Zustände herrschend. Die Arbeitgeber sollten verstehen, dass ein enormer Fachkräftemangel in der Altenpflege besteht und gemäß den gesetzlichen Vorgaben auf Augenhöhe mit dem Betriebsrat sprechen. Die Beschäftigten haben mehr Respekt und Anerkennung verdient, daher unterstützen wir sie mit einem breiten Bündnis“, erklärte Reinelt.

Die Kundgebung findet am 9.3.2023 um 14:30 Uhr vor dem Pflegeheim St. Elisabeth am U-Bahnhof Röthenbach in Nürnberg-Schweinau statt. Die interessierte Öffentlichkeit ist herzlich eingeladen.